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Landeselternbeirat

Landeselternbeirat ist für sorgfältig vorbereitete Rückkehr zu G9

Der Landeselternbeirat (LEB) hat alle Schulformen im Blick. Schon frühzeitig war er für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Der LEB-Vorsitzende Sebastian Kölsch erläutert im Gespräch mit Christoph Müller, wie die Elternvertreter sich das neue G9 vorstellen, dessen Konzept im Kultusministerium derzeit entwickelt wird.

Der Landeselternbeirats war schon im Sommer 2022 für die Rückkehr zu G9, so der Vorsitzende Sebastian Kölsch.

Isabelle Godbillon)
Staatsanzeiger: Herr Kölsch, alle Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in der Debatte um ein neunjähriges Gymnasium als Regelform gilt den Initiatoren des Volksantrags „G9 jetzt“ und auch dem Bürgerforum. Ärgert Sie das als von der Basis gewählte Elternvertretung?

Sebastian Kölsch: Unsere Rolle als Landeselternbeirat ist ja zunächst die Beratung des Kultusministeriums, was auch immer auf die Agenda kommt. In diesem speziellen Fall hatten wir uns ja, bereits bevor der Volksantrag kam, für die Rückkehr zum G9 ausgesprochen, schon im Juli 2022. Von daher begrüßen wir den öffentlichen Druck, der dadurch erzeugt wurde. Dass alles Augenmerk auf dem Bildungswesen liegt, ist ja viel zu selten der Fall. 

Ihre eigenen Kinder gehen schon aufs Gymnasium. Sollten sie noch auf das neue G9 wechseln können?

Wir haben uns in unseren Impulsen zum neuen G9 vom 20. Dezember, analog zum Bürgerforum, für eine aufwachsende Umstellung ausgesprochen. Das heißt zum Schuljahr 2025/2026 beginnt G9 für die dann eingeschulten Fünftklässler.

Warum nicht auch für Mittelstufenschüler, wie es die Initiative „ G9 jetzt“ fordert?

Das wäre ein organisatorischer Aufwand, der vor allem dazu führt, dass wir nicht klar berechnen können, was auf uns zukommt. Und es ist wichtig, ganz genau zu wissen, was es kostet, wie viele Deputatstellen jetzt wirklich nötig sind, wann ich welche Räume brauche und so weiter. Da muss man schon auch an die Schulträger denken. Wenn es keine Räumlichkeiten gibt, gibt es keine.

Die Initiatoren des Volksantrags wollen schon zum kommenden Schuljahr umsteigen, auch der Philologenverband ist dafür. Und sie sagen, dass die Schulleitungen das für realistisch halten.

Wer es schnell möchte, hält es natürlich für realistisch. Aus unserer Sicht ist das aber deshalb völlig unrealistisch, weil die Grundschulempfehlungen bereits ausgesprochen sind. Für uns ist die veränderte Grundschulempfehlung die conditio sine qua non, und die nächste Reihe der Grundschulempfehlungen wird im nächsten Januar, Februar ausgesprochen. Schon deshalb kann ein neues G9 erst 2025/2026 beginnen und dann aufwachsend, damit man das ganze planbar macht.

Geraten durch die Wiedereinführung von G9 die anderen Schularten, beispielsweise die beruflichen Gymnasien, ins Hintertreffen, wie diese selbst und auch die Kommunalverbände befürchten?

Ich habe noch nie so ganz verstanden, warum die beruflichen Gymnasien das befürchten.  Die Schülerzahlen auf den beruflichen Gymnasien sind ganz klar kontingentiert. Das heißt, es ist  geregelt, woher die Kinder kommen müssen, die einen Platz dort bekommen. Früher, als es das alte G9 gab, sind auch massenweise Schüler nach der zehnten Klasse auf ein berufliches Gymnasium gewechselt. Ich glaube nicht, dass ein G9 den beruflichen Gymnasien Schüler abspenstig macht.

Der Landeselternbeirat ist gegen ein G8- Angebot in Zügen oder an Modellschulen wie es selbst viele fordern, die G9 wieder als Regelform wollen. Warum?

Eine Mischform halten wir aus organisatorischen Gründen für schwierig. Unser Hauptargument für die Wiedereinführung für G9 ist die Freizügigkeit im Bundesgebiet. Dass ich einfach in ein anderes Bundesland ziehen kann und mein Kind genau weiß, in welche Klasse es dann kommt. Warum sollten wir dann in Baden-Württemberg zwei verschiedene Gymnasien anbieten? Und was macht ein Rektor, wenn er nicht genügend Kinder hat, die G8 wählen? Oder wenn es nur noch zehn Kinder sind pro Jahrgang, halte ich dann für diese einen Unterricht bereit?

Aber in anderen Bundesländern gibt es diese Möglichkeit doch auch …

Aber dort, wo es sie gibt, wird es so gut wie nicht genutzt. Wir sind eher für ein System, in dem ein Kind, das mehr leisten und schneller sein möchte und das auch kann, durch Differenzierungsaufgaben im Unterricht individuell gefördert wird. So wie es an den Gemeinschaftsschulen schon lange der Fall ist. Warum nicht auch am Gymnasium? Ein Kind könnte dann zum Beispiel individuell Klasse 10 überspringen. Das geht bereits im heutigen System.

Der Philologenverband hat unter anderem ein durchgängiges Fach Informatik für das neu konzipierte G9 vorgeschlagen. Warum lehnen Sie das ab?

Tun wir nicht. Wir sagen nur, dass die zusätzlich zur Verfügung stehenden Stunden nicht mit allerlei Fächern vollgestopft werden sollen. Kern des Wunsches der Rückkehr zu G9 ist die Verlängerung der Lernzeit. Durch die Umstellung auf G8 ging viel Lernzeit für die Kernfächer verloren. Die soll nun den Kindern zurückgegeben werden. Denn wir wollen dahin zurück, dass jemand, der vom Gymnasium auf die Uni kommt, studierfähig ist. Das erreiche ich nicht, indem ich die zusätzlichen Stunden mit fünf verschiedenen Fächern vollklopfe.

Das Gespräch führte Christoph Müller

Christoph Müller

Redakteur Bildung & Wissenschaft

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